Aufgabenstellung/ Ausgangssituation
Das bestehende Pfarrheim der Pfarrei St. Josef aus den 1960er Jahren sollte barrierefrei erschlossen und nutzbar gemacht werden, zudem sollte es umfangreich energetisch und baulich saniert werden. Eine bauliche Trennung zwischen Pfarrhaus und Pfarrheim inkl. Trennung der Versorgungs- und Haustechnik stand ebenso im Lastenheft des Bauherrn. Zu Beginn des Planungsprozesses stellte sich jedoch heraus, dass die hierfür erforderlichen Umbauten im Bestand nicht befriedigend und wirtschaftlich umsetzbar und die Konzeption als Neubau erhebliche Vorteile mit sich bringt.
Entwurfsgedanke/ Konzeption Neubau
Es ein erdgeschossiger Baukörper auf dem Grundstück platziert, welcher die zur Verfügung stehende Grundstücksfläche zwischen Friedhof und Pfarrhaus optimal ausnutzt. Der Baukörper fügt sich dabei mit seiner zur Straße angeordneten, niedriger ausgeführten Nebenraumzone, zurückhaltend in die heterogene Umgebung der Pfarrer-Andrä-Straße ein. Der barrierefreie Zugang ist direkt vom bestehenden Straßenniveau aus gegeben. Der Eingangsbereich formuliert sich ebenfalls zurückhaltend als ein durch die Aluminiumbekleidung des Daches gestoßenes, mit Lärchenholz bekleidetes Portal.
Auch die Fenster für die WC-Räume durchstoßen auf gleiche Weise die auf der Nordseite bis auf Bodenniveau herabgezogene Dachfläche, welche schließlich in eine im Boden versenkte Rinne entwässert.
Über der Nebenraumzone erhebt ich das Dach zu einer weiteren Welle, um die darunter angeordneten Hauptnutzräume, Saal, Jugendraum und Pfarrbüro zu überspannen. Diese großzügig bis zu 4,5m hohen Räume orientieren sich über eine weitgehend aufgeglaste Fassade mit durchlaufender vorgelagerter Terrasse Richtung Süden zum Garten. Das Dach überspannt auch die Terrasse und fungiert als Sonnen- und Regenschutz.
Baukonstruktion
Das Gebäude wurde auf einer ca. 330m2 großen, auf 360 Mikropfählen gegründeten Stahlbetonbodenplatte errichtet. Diese wurde als Maßnahme zum konstruktiven Holzschutz mit einer Stahlbetonaufkantung versehen und komplett gedämmt.
Hierauf wurde ein Holzständerbau erreichtet, welcher ausschließlich heimische Holzarten verwendet, welche in Teilbereichen mit Stahlbauteilen verstärkt wurden um z.B. die freie Spannweite zwischen den per Trennwand teilbaren Saalhälften zu ermöglichen.
Als Dämmstoffe kamen im gesamten Holzbau ressourcenschonende bzw. nachwachsende Baustoffe wie Zellulose- und Holzfaserdämmung zum Einsatz.
Die Fassaden wurden mit heimischen Lärchenholz bekleidet, es wurden fallende Breiten verbaut, um Verschnitt bei der Herstellung zu minimieren. Die Fassade bleibt völlig unbehandelt und wird sich im Laufe der Jahre durch Verwitterung und Sonneneinstrahlung in eine lebendige grau-melierte Außenhaut verwandeln. Die Fenster sind ebenso aus heimischen Lärchenholz gefertigt, aufgrund der Anforderungen an das Bauteil jedoch mit einer Lasur versehen.
Das Gebäude wird von einem Aluminium-Stehfalzdach überspannt, welches auf einem ebenfalls komplett mit Holzfaser gedämmten Massivholzdach montiert wurde und für die Aufnahme einer Photovoltaikanlage vorgerüstet wurde.
Die nichttragenden Leichtbauwände im Gebäude, wurden ebenso wie die tragenden Wände als Holzkonstruktion ausgeführt und anschließend mit einer Lage Holzwerkstoffplatte und einer Lage Gipskarton bekleidet. Die Wände sind hierdurch äußerst flexibel bespielbar und dauerhaft. Ansonsten wurden im Innenraum ausschließlich heimisches Eichenholz für Innentüren und Böden verbaut. Dies trägt, zusammen mit der handwerklich gefertigten, Beleuchtung und Lüftung beinhaltenden Akustikdecke in den Hauptnutzräumen zu einem warmen, natürlich, hell und freundlich wirkenden Raumeindruck bei, welcher die Räume ebenso nutzungsflexibel macht, wie eine hohe Aufenthaltsqualität erzeugt wird.
Das Gebäude ist an das örtliche Fernwärmenetz angeschlossen, wird ausschließlich über natürlichen Solareintrag und Flächenheizungen im Fußboden beheizt und ist mit einer einfachen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, welche dauerhaft und zuverlässig für eine hohe Raumluftqualität der wohngesund errichteten Räumlichkeiten sorgt.
Auch bei der Gestaltung der Außenanlagen wurde – analog der Gebäudekonzeption – auf ein nachhaltiges Konzept wert gelegt. Der Umgriff des Gebäudes wurde als Blühwiese mit heimischen Solitärsträuchern angelegt, bienenfreundlich und pflegeleicht. Auf der Südseitigen Rasenfläche, welche den Nutzern als Spielwiese dient, wurde ein Pflanzbeet für die Kinder der Mutter-Kind-Gruppe realisiert.
Energetisch übererfüllt das Gebäude aufgrund seiner Konstruktion und Bauweise die ENEV 2016 deutlich, ohne jedoch einen unverhältnismäßigen Mehraufwand bei Erfüllung dieses Ziels zu erfordern – auch das eine Maßnahme, welche sich im Lebenszyklus des Gebäudes positiv auf dessen Nachhaltigkeit auswirken wird.
Bauherr: Kath. Pfarramt St. Josef Hohenlinden
Fertigstellung: 2019
Grundfläche: 333m2
Besonderheiten: Barrierefrei, ENEV-Anforderungen übererfüllt, ressourcenschonende Bauweise (Holzbau, natürliche Dämmmaterialien, heimische Holzarten)