Der Jakobmayer ist das prägende Gebäude am Unteren Marktplatz in Dorfen. Das Anwesen im Zentrum der Stadt wurde erstmals im Jahr 1717 erwähnt. Die damalige Wirtin und Bierbrauerin Jakobe Mayrin gab dem Wirtshaus vermutlich seinen Namen – Jakobmayerbräu. Im Jahr 1904 kaufte die örtliche Brauerei Bachmayer das Gebäude. Bei einem Brand 1910 wurde das Anwesen komplett zerstört und sofort wieder in weniger als einem Jahr im sogenannten sachlichen Jugendstil erbaut. In der Folgezeit wurde der Jakobmayer, speziell der Saal im ersten Obergeschoss, zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens im Markte Dorfen. Hochzeiten, Konzerte, Operetten und Faschingsbälle fanden dort statt. Die Liedertafel Dorfen und die Karnevalsgesellschaft waren die eifrigsten Nutzer. Ab 1964 wurde der Saal nicht mehr bewirtschaftet. 2002 erwarb die Stadt Dorfen das Anwesen. Die nächsten Jahre waren davon geprägt, ein passendes Konzept für das Haus zu finden. 2009 ergriff die Stadt unter ihrem Ersten Bürgermeister Heinz Grundner die Initiative und ließ das Haus unter der Regie von Sanierungsarchitekt Udo Rieger von Grund auf sanieren. Den Betrieb des Kulturzentrums übertrug die Stadt der Jakobmayer Kultur GbR. Die Gaststätte im Erdgeschoss wurde verpachtet. Im Zuge der Sanierung wurde im rückwärtigen Gebäudebereich auch ein neues Kino mit 50 Sitzplätzen in Form eines Kubus angebaut. Für viele Dorfener ging damit endlich ein Traum in Erfüllung, denn seit Jahren wünschten sie sich wieder ein Kino in der Stadt. Ausgestattet mit modernster digitaler Vorführtechnik konnte es nach nur wenigen Wochen Betrieb bereits den 5.000 Besucher begrüßen. Neben der Gaststätte und dem Saal stellt damit das Kino den dritten Pfeiler des neuen Dorfener Kulturzentrums dar.
Mit seiner eindrucksvollen Fassade im barockisierenden Jugendstil zählt das Baudenkmal Jakobmayer zu den imposantesten Häusern in der giebelständigen Reihe am Unteren Marktplatz. Auffallend sind die übergroßen, segmentbogigen Fenster an der weitgehend erhaltenen Hauptfassade. Bauhistorische Qualität hat vor allem der Saal im ersten Obergeschoss, der mit seiner dreiseitig umlaufenden Galerie, den erhaltenen, bemalten Gusseisensäulen und den bemalten, holzverkleideten Unterzügen zu den wertvollsten Beispielen dieses Typs im Landkreis Erding zählt. Die aufstrebende Metallbautechnik der Erbauungszeit zeigt sich sehr deutlich in der Innenausstattung des Saales. Sämtliche Treppengeländer, Stützsäulen, vor allem aber die ganzen Brüstungsgeländer der Saalempore sind in teilweise sehr sachlichen und strengen, teilweise aber auch in ornamentakzentuierten Eisenformen gehalten. Holzdecke und holzverkleidete Unterzüge des Saales stellen noch den Originalzustand dar, die reiche Bemalung zeigt viele Jugendstilornamente in Grün- und Brauntönen. Auch im Gastraum des Erdgeschosses sind zwei Original-Gusssäulen erhalten. Im Treppenaufgang zum Saal findet sich in einem Bodenmosaik das Wappen des Vorbesitzers mit dem Erbauungsjahr. Während der Sanierungsarbeiten konnte an den Treppenhauswänden ein sehr gut erhaltener Davidstern sowie eine Menora aufgedeckt werden. Beides deutet auf die Nutzung des Jakobmayer als Versammlungsort für osteuropäische Juden hin, die es in den Nachkriegsjahren nach Dorfen verschlagen hatte.
Durchgeführte Maßnahmen:
Im Zuge der Grundsanierung wurden folgende Maßnahmen durchgeführt: Instandsetzung der Fassaden mit Restaurierung der Holzsprossenfenster und des Eingangstores an der Südfassade; Rekonstruktion der Fenster- und Türöffnungen an der Nordfassade. Instandsetzung des Dachwerkes durch Verstärken der Sparren und Pfetten und Ergänzung einzelner Holzteile. Instandsetzung der Wandkonstruktionen und Deckenkonstruktionen; Einbau einer aussteifenden Deckenscheibe über Erd- und Obergeschoss, sowie Einbau zusätzlicher Deckenbalken. Erhalt der historischen Gusseisensäulen und der umlaufenden Galerie im Saal sowie der Säulen im Erdgeschoss, Ergänzung von zwei Säulen im Erdgeschoss. Neubau eines massiven zweigeschossigen Stahl/Glas-Anbaus zur Aufnahme der Fluchttreppe aus dem Saal ins Freie und zur Unterbringung erforderlicher Nebenräume an der Nordfassade. Einbau eines Personenaufzuges im Inneren des Gebäudes und einer Schallschutzvorsatzschale in Trockenbauweise an den Längswänden des Saales. Innenrestaurierung der Decken- und Wandflächen im Saal und Treppenhaus.
Zusammenfassende Würdigung:
Der Jakobmayer“ war für die Stadt Dorfen und das Umland seit Erbauung der Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Hier fanden unzählige Veranstaltungen von Konzerten über Hochzeiten bis hin zu Faschingsbällen statt. Jahrzehntelang war das Gebäude ungenutzt und drohte zu verfallen. Durch die Restaurierung des Gebäudes – vor allem des historischen Jugendstilsaales – und dem zugrunde liegenden Kulturkonzeptes, ist es der Stadt Dorfen gelungen, Raum für überregionale Kultur und vielfältige Nutzungen zu bieten. Darüber hinaus kann jetzt schon festgestellt werden, dass der Jakobmayer zur spürbaren infrastrukturellen Belebung der Dorfener Innenstadt beiträgt. Er wird damit wieder das, was er jahrzehntelang bereits war: das kulturelle Zentrum der Stadt und der Region!
Bauherr: Stadt Dorfen, vertreten durch den 1. Bürgermeister Heinz Grundner
Fertigstellung: 2011
Nutzfläche: 1.414 m2
Besonderheiten: Denkmalgeschütztes Gebäude, Fassadenpreis 2011 des Landkreises Erding