Laudator Werner Pawlovsky überreicht Denkmalschutzmedaille des Landkreises Miesbach an Veronika und Armin Pilger für die Generalsanierung ihres Anwesens „Beim Jager“, aus dem Jahre 1658.
Ein Projekt bei dem unser Büro die Bauherren in einer intensiven und mehrjährigen Planungs- und Instandhaltungsgeschichte begleiten durfte!
Eine Chronologie zum Projektverlauf:
Das Bauernhaus mit Wohnteil und Stall ist in der Denkmalliste als „Flachsatteldachbau mit nachträglich verputztem Blockbau- Obergeschoss und dreiseitig umlaufender Laube und Hochlaube, 2. Hälfte 18. Jh“ eingetragen.
Die Hauseigentümerin und ihre Familie planten den geerbten Wohnteil zum Eigengebrauch instand zu setzen und umzubauen.
Als öffentlich bestellter Sachverständiger für historische Bausubstanz wurde Herr Rieger zunächst mit der Voruntersuchung des Bestandes beauftragt. Unterstützung bei der Voruntersuchung wurde bei spezialisierten Restauratoren angefordert, mit denen eine langjährige Zusammenarbeit besteht. Durch die dendrochronologischen Untersuchungen konnte das Dachwerk auf den Winter 1788/89 datiert werden, der nachträgliche Verputz des Blockbaus lässt sich auf spätestens 1876 datieren. Der Innenausbau, großzügig ausgestaltet und gut erhalten, ist laut inschriftlicher Datierung der Erstausmalung auf 1802 zurückzuführen.
Die bei der Bestandsuntersuchung festgestellten Schäden waren vermutlich vor allem auf ein über einen längeren Zeitraum undichtes Dach, Feuchteeintritt über die erdberührten Böden (wegen fehlender Horizontal- und Vertikalsperren in der Gründung) und Setzungen des Baugrundes aufgrund unzureichender Fundamente zurückzuführen.
Als Instandsetzungsmaßnahmen wurden für das geplante Bauprojekt folgende wesentliche Maßnahmen vorab definiert:
- Die Nachgründung durch abschnittsweise Unterfangung mit Horizontalsperre, der Einbau einer neuen Bauwerkssohle (Betonunterböden mit normgerechter Abdichtung) sowie eine Vertikalabdichtung, das Trockenlegen des Mauerwerks und die Bauteiltemperierung mittels Sockelheizleitungen. Das Überprüfen der Stabilität sowie das denkmalgerechte Verstärken der Deckenbalken und das Herstellen von aussteifenden Deckenscheiben sowie das Sichern der Balkone durch eine verdeckt angebrachte Subsidärkonstruktion.
- Mittels Dämmung der obersten Geschossdecke sollte der Speicher als Kaltdachraum erhalten und nutzbar gemacht werden.
- Für die Beheizung der Räume im Obergeschoss wurde das Anbringen einer Innendämmung an den Blockwänden des OG mit integrierter Wandheizungvorgesehen.
- Besonderes Augenmerk wurde auf das Restaurieren der historischen Fenster und deren Umbau zu Kastenfenstern gelegt.
- Das Festigen der historischen Putze innen und außen sowie das Konservieren und das teilweise nötige Restaurieren der Innenausstattung waren ein erklärtes Ziel.
- Vor Beginn der Bauphase erhielt die Bauherrin Unterstützung bei der Beantragung möglicher Förderungen, die mit der Bewilligung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege den Beginn der Bauphase ermöglichten.
Im Januar 2018 konnte die Bauphase begonnen werden und mit Beginn des Winters konnte die Heizanlage planmäßig in Betrieb genommen werden, was die Bauphase Innen über die kalte Jahreszeit garantierte. Die Putzarbeiten an der Fassade wurden im Frühjahr 2019 aufgenommen, wobei die Bestandsputze großflächig erhalten werden konnten. Dabei offenbarte sich ein Baudatum, in den Blockbau geschnitzt, welches vorher nicht zu sehen war:
Der Blockbau ist auf 1658 datiert, sehr viel früher als angenommen!
Dem lang angekündigten Einzugstermin der Bauherren folgte der Tag des offenen Denkmals am 8. September 2019, der mit vielen Besuchern ein voller Erfolg für die Bauherren wurde.
Zum Abschluss der Maßnahme freuen wir uns, den Bauherren zur Denkmalmedaillle des Landkreises Miesbach gratulieren zu können, die ihnen zusammen mit anderen Preisträgern im Rahmen der Veranstaltung der Unteren Denkmalschutzbehörde am 13.11.2019 verliehen wurde.
Ganz herzlich möchten wir uns an dieser Stelle bei den beteiligten Firmen bedanken, die das Projekt in dieser Qualität und Geschwindigkeit möglich gemacht haben!
Links zu Veröffentlichungen:
https://alpenrand-magazin.de/denkmalschutzmedaille-des-landkreises-miesbach-2019/