Umbau und Umnutzung des ältesten Profangebäudes Wartenbergs. Das ehemalige Wittelsbacher Jagdschloss, exponiert gelegen in der Nikolaibergstraße in Wartenberg wurde in einem insgesamt 11 Jahre dauernden und sehr anspruchsvollen Prozess, in sechs barrierefreie, durch die Regierung von Obb. geförderte Sozialwohnungen, eine Senioren-WG sowie einen Bürgersaal samt Büro- und Lagerräume transformiert. Hierbei wurde zeitgemäßer Wohnstandard möglichst kosteneffizient in ein historisches Gebäude integriert.
Konstruktion
Das Gebäude wurde wurde abschnittsweise händisch unterfangen und eine neue Bodenplatte eingebracht. Das Mauerwerk wurde, nachdem nach Entfernung der schadhaften Putzflächen, viele unfachmännisch zugesetzte Öffnungen und fehlende Verschränkungen von Innen- und Außenwänden offenbar wurden, aufwändig saniert. Die historischen Holzbalkendecken wurden als Holzbetonverbunddecken konstruktiv ertüchtigt um sowohl statischen Anforderungen aber auch Brandschutz- und Schallschutz-Anforderungen zu erfüllen. Das Dachtragwerk wurde zimmermannsmäßig ertüchtigt, Schadstellen und Verbindungen wurden fachmännisch repariert.
Material
Im Innenbereich wurden wir im gesamten Gebäude mit „denkmalgerechten“ Baustoffen gearbeitet, wo immer dies vertretbar erschien (Budgetfrage). So wurden neben der konsequenten Verwendung von Kalkputzen und Kalkfarbe, der Verwendung von Holzfaser- und Zellulosedämmstoffen im Innenbereich, auch neue Holzfenster und Holztüren nach historischen Vorbildern gefertigt und verbaut.
Der gesamte Wohnteil wurde mit 14cm mineralischem Wärmedämmverbundsystem versehen, welches anschließend mit Kalkputz als Dickschichtsystem und einem mineralischen Anstrich versehen wurde.
Nachhaltigkeit
Es wurden wo immer möglich historisch bewährte Naturmaterialien verwendet. Durch den konsequenten Erhalt der historischen Bausubstanz konnten große Mengen graue Energie eingespart werden. Zudem ist das Gebäude ein gutes Beispiel dafür, wie sich historische Bausubstanz im Wandel der Zeit den sich veränderten Anforderungen anzupassen imstande ist, wenn willige und verständige Bauherren mit kundigen und überzeugten Planern zusammenarbeiten.
Energieeffizienz
Im gesamten Gebäude wurden im Estrich eingebettete Fußbodenheizungen als Niedrigtemperatur-Heizsystem eingesetzt. Das Heizsystem des Gebäudes kombiniert eine Gas-Brennwert-Therme als Spitzenlastkessel und Redundanzsystem mit einer großen, heizungsunterstützend arbeitenden Solarthermie-Anlage auf der Südseite des Daches. Zudem wurde im gesamten Gebäude eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert um die Lüftungswärmeverluste auf ein Minimum zu reduzieren.
Durch die konsequente Kombination von optimaler Wärmedämmung bei gleichzeitiger Verträglichkeit mit der besonders schützenswerte Bausubstanz konnte eine deutliche Unterschreitung der Vorgaben der ENEV erreicht werden: Ht – 36%; Qp – 18%.
Wohnkomfort
Die Wohn- und Aufenthaltsqualitäten des Gebäudes konnten so auf ein Neubauähnliches Niveau gebracht werden: Keine spürbaren Wärmebrücken, absolut gleichmässige Wärmeverteilung in den Räumen ohne spürbare Konvektion in der Heizsaison (November bis März/April), ohne kalte, schimmelgefährdete Ecken und mit einem unvergleichlich angenehmen, natürlichen Raumklima!
Bauherr: kommunaler Bauherr
Fertigstellung: 2019
Nutzfläche: 929 m2
Besonderheiten: Gefördert durch Reg. v. Obb., Energieeffizient 18% unter ENEV, Historisches Gebäude
Nachher
Baustelle
Vorher
Fotos: Kronseder, Lohmann