Aufgabenstellung/ Ausgangssituation
Die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung, Familie und Beruf und die Alleinerziehung von Kindern sind in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit. Es besteht die stetige Herausforderung für Kommunen und sonstige Träger, diesem Anspruch gerecht zu werden. Auch der Markt Isen hat sich dieser Herausforderung gestellt und mit der Errichtung des Kinderhauses einen Meilenstein in der Kinderbetreuung gesetzt. Architektonisch anspruchsvoll, mit höchster Funktionalität, passt es ideal zur pädagogischen Konzeption des Trägers „Kinderland Erding“.
Das Gebäude ist ausgerichtet und konzipiert um die Bedürfnisse der Kinder, Eltern und des pädagogischen Personals, optimal zu erfüllen. Bei allen planerischen und gestalterischen Überlegungen haben wir stets deren bzw. dessen Wohl an erste Stelle gestellt und konsequent umgesetzt.
Durch die daraus resultierende architektonische und landschaftsplanerische Gestaltung von Gebäude und Umfeld sowie das familienfreundliche Betreuungsangebot der Gemeinde eine große Bereicherung für die Gemeinde.
Sanierung des Kindergartens
Die Haupt- und Nebengebäude, in denen nun Kindergarten, Technik und Geräte untergebracht sind, wurden im Jahre 1971 erbaut und 1986 als Büro- und Produktionsräume einer Gold- und Silberwarenfabrikationsstätte genutzt. Nach Umbau und Renovierung des gesamten Gebäudes 1987 wurden die Flächen in Büros für ein Computer-Software-Unternehmen umgewandelt.
1993 konnte der Markt lsen das Anwesen erwerben. Seither wird es, nach den notwendigsten Umbauten, als Kindergarten genutzt. Es handelt sich um einen eingeschossigen ursprünglichen Industrieflachbau in Stahlbeton-Skelettbauweise. In dem Gebäude befand sich ein Tresorraum von ca. 11m2 Grundfläche mit 0,80 Meter dicken, stahlarmierten Betonwänden.
Im Zuge der Generalsanierung und der energetischen Sanierung wurde des Gebäude entkernt, lediglich die Stahlbeton-Bauteile blieben erhalten. Das Gebäude ist nicht unterkellert. Die Außenwände wurden als Leichtbaufassade mit entsprechenden Wärmeschutzmaßnahmen und vorgehängten Plattenelementen erneuert. Die Stahlbeton-Bodenplatte blieb erhalten. Es erfolgte eine Abdichtung gegen Bodenfeuchte, Wärmedämmung und ein neuer Fußbodenaufbau mit integrierter Fußbodenheizung. Das bestehende Flachdach wurde saniert und mit einem Pultdach versehen. Aus statischen Gründen ist der Dachraum nicht nutzbar. Die Dacheindeckung erfolgte durch Ziegel. Der Innenausbau erfolgte als Trockenausbau mit den entsprechenden Vorgaben an Raumprogramm und Schallschutz für einen 4-gruppigen Kindergarten. Der Bruttorauminhalt beträgt ca. 4.800 m3.
Neubau des Verbindungsbaus, Zentralbereich und der Kinderkrippe
0er neu errichtete Gebäudeteil des Kinderhauses ist aufgeteilt in den Verbindungsbau, den sog. Zentralbereich und den Kinderkrippenbereich. Das zweigeschossige Gebäude ist in Massivbauweise mit verputzten Wärmedämmziegeln ohne Unterkellerung erstellt. Mit dem Verbindungsbau wird der „Altbau“ mit dem Zentralbereich und der Kinderkrippe verbunden. 0er Verbindungsbau ist eingeschossig und mit einem Flachdach versehen.
Im Zentralbereich befinden sich die gemeinsamen Räumlichkeiten von Kindergarten und Kinderkrippe z.B. der Wartebereich, Kinderwagenabstellraum, das Kinderrestaurant, die Ausgabeküche, der große Mehrzweck- und Turnraum sowie Geräte-, Lager-, Technik- und Putzräume. Der Zentralbereich ist zweigeschossig. Im Dachgeschoss sind eine Toilettenanlage, ein Besprechungsraum und ein großer Lagerraum untergebracht. Das Dach ist ein Pultdach mit Pfettendachstuhl und Ziegeleindeckung. Der Bruttorauminhalt beträgt ca. 2.170 m3.
Die Kinderkrippe ist ebenfalls zweigeschossig in konventioneller Massivbauweise mit Putz und Wärmedämmung und Pultdach errichtet. Die Räumlichkeiten der Kinderkrippe sind 2-gruppig ausgelegt. Sie beinhalten zwei Gruppenräume mit den jeweiligen Schlaf- und Waschräumen, die Umkleiden und WC-Räume für das Personal sowie die Garderoben. Der Bruttorauminhalt beträgt ca. 1.500 m3.
Erweiterung I der Kinderkrippe
Die Erweiterung um 2 komplette Krippengruppen an das bestehende Kinderhaus erfolgte während des laufenden Betriebes des 1. BA.
Die schon in der 1. Planung berücksichtigten möglichen „Andockstellen“ für zukünftige Erweiterungen ermöglichten eine in allen Bereichen technisch einfache Anbindung. Dies gilt für die Gewerke Heizung, Lüftung, Elektro, aber auch die Gebäudeanschlüsse unter energetischen und bauphysikalischen Aspekten. Durch die sehr kurze Projektzeit und das kleine Bauzeitfenster wurde die Erweiterung als Holzständerkonstruktion geplant und ausgeführt. Die bekannten Vorteile der Konstruktionsart konnten bei diesem Projekt voll genutzt werden. Zudem konnte hier die regionale Wertschöpfung vorbildlich umgesetzt werden.
Die Kubatur der Erweiterung ist im Einklang mit der Gebäudeform des 1.BA. Ein flach geneigtes Pultdach mit einer vollflächigen PV-Anlage liegt auf einem im Firstbereich 2-geschossigen Rechteck. Die mit Holzwolldämmung ausgeblasenen Ständerwände und die verputzten Holzwolldämmplatten als 2. Schicht bilden ein homogenes Gefüge. Sämtliche tragenden Innenwände sind ebenfalls Holzständerwände. Die Geschossdecke ist eine Massivholzdecke, der Dachstuhl ein klassisches Sparrendach mit Mittelpfette.
Die wechselseitigen Nutzungsbeziehungen der Gebäudeteile untereinander spiegeln sich in der Raumgeometrie und den Raumgrößen der Erweiterung wider. Um den zentralen Hof „Garderobe-Indoorspielbereich“ schließen die Gruppenräume an. Die Schlafräume befinden sich in den „ruhigen“ Gebäudeecken. Über den zentralen WC-Kern mit seinen großen Fenstern Richtung angeschlossenen Gruppenräume sind diese miteinander verbunden.
Die Raumhöhe ermöglichte den Einbau von ortsfesten Galerien (unter 50% der Grundfläche Gruppenraum) für zus. Spielspaß und Platz für die Kinder. Unter der einfach gewendeten Treppe befinden sich maßgefertigte Einbaumöbel als zus. Stauraum. Die großflächigen Öffnungen nach Norden mit Blick Richtung Festwiese, Fußballplatz und Isenauen schaffen einen direkten Außenraumbezug.
Der 1. Rettungsweg führt aus allen Räumen ebenerdig direkt ins Freie in den eingezäunten Außenbereich des Kinderhauses. Durch die größtmögliche Verwendung des Baustoffes Holz wurde versucht den ökologischen Fußabdruck der Erweiterung deutlich zu verbessern
Die Materialien für die Oberflächen wurden unter Beachtung ihrer Umwelt und Gesundheitsverträglichkeit ausgewählt. Dazu trägt auch die zentr. Lüftungsanlage mit WRG bei. Das Raumklima ist so perfekt auf die Art, Dauer, Intensität abstimm- und regelbar.
Mit auf die Kubatur und die Nutzungsart abgestimmten Maßnahmen wurde das vorab erarbeitete Raumakustikkonzept im Anschluss an die vollständigen Möblierung umgesetzt.
Farbige Wand- und Deckenabsorber als Teil des Farbkonzeptes Gesamtgebäude unterstreichen die interne Verbindung der Gebäudeteile.
Kinderbetreuung „Miniclub“ als Containeranlage
Von Mai 2018 bis Oktober 2018 wurde in pragmatischer Manier der sich kurzfristig ergebende Bedarf einer Betreuungseinrichtung, der sog. „Miniclub“, als 2-gruppige Kinderbetreuungseinrichtung in Form einer Containeranlage geplant und umgesetzt. Auch hier machte sich der Anspruch und die Erfahrung eines unabhängig agierenden Architekturbüros bezahlt – die Anlage stellt ein gelungenes Beispiel für ein Zeit- und Kosteneffizientes temporäres Gebäude dar.
Mit der Auslagerung des privatwirtschaftlich betreuten Miniclubs in eine neu errichtete Containeranlage im direkten Umfeld, wurden zudem die freigewordenen 2 Gruppenräume im Kinderhaus BA1 umgestaltet und an die aktuellen Bedürfnisse des Nutzers angepasst. Diese Arbeiten wurden in der Schließzeit des Kinderhauses erledigt, so dass der geregelte Betrieb nicht gestört wurde.
Im Zuge der Erweiterung wurde das Brandschutzkonzept der Gesamtanlage angepasst. Durch die vorausschauende Planung waren nur marginale Anpassungen im Bestand notwendig, die wiederum ausschließlich in den Schließzeiten abgearbeitet wurden.
Heizsystem
Die Beheizung des Kinderhauses erfolgt über eine Luftwärmepumpe. Der vorhandene Gaskessel ist zum Zwecke einer evtl. anfallenden Heizungsunterstützung weiterhin in das Heizsystem integriert. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer mit Kindersicherung und Kleinspeicher. Das Erdgeschoss ist mit Fußbodenheizung versehen, das Dachgeschoss wird mit Heizkörpern beheizt. Zur Unterstützung der Energieversorgung ist auf dem Dach eine PV-Anlage mit einer Leistung von 51,26 kWp aufgebracht.
Garten
Der Garten bzw. die Außenanlagen sind für Kindergarten und Kinderkrippe sowohl getrennt als auch gemeinsam als Spielfläche nutzbar. Von allen Gruppenräumen führt ein Ausgang unmittelbar in den Garten.
Bauherr: Markt Isen
Fertigstellung: 2018
BGF, gesamt: 2.307m2
Besonderheiten: Transformation Bestandsgebäude/ Umnutzung, Erweiterung/ kontinuierlich mitwachsendes Gebäude, Barrierefrei, ENEV-Anforderungen übererfüllt, ressourcenschonende Bauweisen