Die Pfarrkirche St. Petrus ist in ihrem Ursprung spätgotisch und wurde über einem älteren Vorläufergebäude errichtet. Reste der ziegelsichtigen Außenfassade sind im Bereich der oberen Sakristei noch zu erkennen. Im 18. Jhd. wurde sie einer umfassenden Barockisierung unterzogen. 1920 erhielt sie einen Anbau nach Westen und einen neuen Turm auf der Nordseite. Durch die Setzung des Turmes kam es sehr bald zu Schäden am Kirchengebäude, die bereits 1955 Gegenstand einer umfassenden Renovierung waren.
Mit dem Auftreten neuer Risse wurde 2008 mit den Vorbereitungen für eine Gesamtinstandsetzung begonnen.
Ziel war die statische Sicherung des Gebäudes und eine eher konservatorische Behandlung des Kircheninnenraumes.
Im Verlauf der Maßnahme wurde jedoch deutlich, dass der Kirchenraum eine liturgische Neugestaltung verlangte um sich wieder auf den Altar als den Ort der Eucharistie ausrichten zu können.
1. Bauabschnitt: Statische Sicherung
Durch die Neigung des Turmes bereits kurz nach Erstellung war auch das Mauerwerk des Chores wie das Dachtragwerk in Mitleidenschaft gezogen worden. Es bildeten sich größere Risse im Mauerwerk, Verbindungen im Bereich der Mauerlatte öffneten sich. Ziel der Maßnahmen im 1. Bauabschnitt war die statische Sicherung des Gebäudes und die Renovierung der Außenfassade.
2. Bauabschnitt: Innenrenovierung
Die Innenrenovierung sah in erster Linie eine Reinigung und Konservierung der Raumschale vor. Zudem stand dringend die Erneuerung der Warmluftheizung an. Hier war das Ziel durch eine verbesserte Steuerungstechnik mit Hilfe gezielter Zufuhr von Außenluft das Raumklima zu stabilisieren.
3. Bauabschnitt: Außenanlagen
Im Bereich der Außenanlagen sollte primär die Verkehrssicherheit wieder hergestellt und Schäden an der Friedhofsmauer ausgebessert werden. Der Grundcharakter eines “grünen” Friedhofes inmitten des Ortes sollte gewahrt bleiben. Die Pflasterflächen sollten einladender gestaltet und in den Bereichen vor dem Haupteingang auf der Südseite und am Kriegerdenkmal etwas aufgeweitet werden. Die Wasserstellen sollten ein ansprechenderes Aussehen erhalten. Zudem sollten Wasser- und Elektroleitungen erneuert und in den Bereich der befestigten Flächen verlegt werden.
4. Bauabschnitt: Liturgische Neuordnung
Der Chorraum erfuhr eine liturgische Neugestaltung. Die ursprüngliche Situation war für die Pfarrei unbefriedigend. Die Sichtachse des Mittelganges im Gestühl endet im seitlichen Bereich des Hochaltares. Es wurde versucht dieses durch das Aufstellen eines Kruzifixes als Endpunkt der Achse auszugleichen. Zudem besteht eine räumliche Unwucht durch zwei, im Süden angebaute, Seitenschiffe.
Das Künstlerduo „Empfangshalle“ entwickelte vor Ort einen neuen Ansatz unabhängig von Achsbeziehungen. Die amorphe Form des neuen Altares, gebildet aus drei sich verschneidenden, leicht konisch nach unten zulaufenden Kegelstümpfen, bietet keinerlei Symmetrieachse. Der Körper ist von nahezu allen Orten innerhalb des Kirchen raumes zu sehen und wirkt allein durch seine konzentrierte Masse als Mittelpunkt des Chorraumes. Damit wird der visuelle Schwerpunkt auf den zentralen Ort des Volksaltares gesetzt.
Als Material für Altar und Ambo wurde strahlend weißer Laaser Marmor gewählt. Die plane Oberfläche wurde fein geschliffen. Die Seiten erhielten eine Riffelung, die die leicht konische Form betont und die kristalline Struktur des Steines zur Geltung bringt.
Der Ambo ist als Pendant zum Altar ebenfalls ein leicht geneigter Kegelstumpf, welcher sich gegenläufig nach oben verjüngt. Die Buchablage wurde filigran als Rahmen aus Bronze ausgebildet, der an einem Vierkantstab vor der Marmorsäule befestigt ist. Als Füllung des Rahmens zeigt sich das Motiv der drei, sich verschneidenden Kreise, die den Grundriss des Altares bilden.
Neben Altar und Ambo wurden auch die Sedilien neu gestaltet. Sie sind zurückhaltend aus unbehandelter Eiche gefertigt, die sich in ihrer Farbigkeit über die Jahre an das vorhandene Chorgestühl anpasst. Die klare Form zeigt eine Sitzfläche mit vier, leicht konisch zulaufenden, viereckigen Beinen. Einziger Schmuck ist die handwerkliche Eckverbindung mit außen sichtbaren Fremdzapfen, sowie kurze Manschetten aus Messing an den Stuhlfüßen. Die Verwendung des Materials Messing schafft bewusst eine Verbindung zu den Messingbeschlägen der neuen Sakristeimöbel und zitiert die Vergoldungen der Raumschale.
Vervollständigt wird die Neugestaltung durch kleine Regale für Gesangbücher und Schrifttum, Staffeleien anstelle der übergroßen Stellwände und eine neue Kerzenbank vor dem Tabernakel.
Bauherr: Erzbischöfliches Ordinariat München
Fertigstellung: 2016
Nutzfläche: k.A.
Besonderheiten: liturgische Neugestaltung durch Empfangshalle, München