Der langgestreckte Einhof, erdgeschossig, mit Blockbaukniestock stammt im Kern aus dem 18. Jhd. und gilt als das ehemalige Mesnerhaus. In der Pürtener Chronik wird das Haus als Zehetmayer-Haus genannt. Die Bewohner der Hofstelle sind zurück bis ca. 1650 überliefert. Die heutigen Besitzer haben das Haus 2011 mit einem in Teilen denkmalgerecht sanierten Wohnteil erworben. Nach 4-jähriger Planung wurde der historische Wohnteil nochmals umfassend denkmalgerecht saniert, der ehemalige Wirtschaftsteil wurde instandgesetzt und zu einer zweiten Wohneinheit umgenutzt, welche derzeit als Architekturbüro genutzt wird.
Konstruktion
Der Wirtschaftsteil aus Konglomeratsmauerwerk, wurde abschnittsweise händisch unterfangen und eine neue Bodenplatte samt Fundamentierung der Stütze aus Granitstein eingebracht. Die Gewölbe wurden mit einem als Zugelement und Auflager für die Deckenbalken fungierenden Stahlträger gesichert und anschließend umfassend restauriert. Die historische Holzbalkendecke samt Bodenbelag aus Douglasiendielen wurde instandgesetzt und ergänzt. Das Dachtragwerk wurde mit zwei großen Stahlträgern ertüchtigt um die doppelten Querbinder statisch zu entlasten.
Der historische Blockbau wurde innenseitig mit einem gedämmten Holzrahmenbau verstärkt und ausgesteift. Der vormals geschlossene Südgiebel wurde großzügig aufgeglast und eine Dachterrasse auf dem nicht unter Denkmalschutz stehenden Nebengebäude realisiert.
Material
Der historische Wohnteil wurde ebenfalls umfassend saniert. So wurden neue Lärchenholzfenstern 1:1 nach historischem Vorbild gefertigt. Hier wurde ein nur 12mm starkes Isolierglas mit Krypton-Füllung verwandt, um anschließend in die dem historischen Vorbild profilgleich nachempfundenen Sprossenfenster eingekittet zu werden.
Der gesamte Wohnteil wurde mit 9cm mineralischem Wärmedämmputz versehen, welcher einem mit der Kelle gestoßenem Kalkputz und einem mineralischen Anstrich versehen wurde.
Nachhaltigkeit
Es wurden ausschließlich denkmalgerechte Naturmaterialien verwendet. Im gesamten Gebäude wurden die vorhandenen Heizkörper entfernt und durch in Lehmputz eingebettete Wandheizungen ersetzt. Das Heizsystem des Gebäudes kombiniert die vorhandene Gas-Brennwert-Therme als Spitzenlastkessel und Redundanzsystem mit einer heizungsunterstützend arbeitenden Solarthermie-Anlage auf der dem Dorf abgewandten Ostseite und einem ebenfalls in den 1000l fassenden Speicher einspeisenden Stückholzofen, welcher zugleich den historischen Wohnteil temperiert.
Energieeffizienz
In der Wohn-/Büroeinheit wurde zudem eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert um die Lüftungswärmeverluste auf ein Minimum zu reduzieren.
Durch die konsequente Kombination von optimaler Wärmedämmung bei gleichzeitiger Denkmalverträglichkeit konnte eine deutliche Unterschreitung der Vorgaben der ENEV als KfW-Effizienzhaus Denkmal erreicht werden: Ht – 60%; Qp – 33%.
Wohnkomfort
Die Wohn- und Aufenthaltsqualitäten des Gebäudes, hier v.a. der Räume im historischen Wohnteil, konnten so auf ein Neubauähnliches Niveau gebracht werden: Keine spürbaren Wärmebrücken, absolut gleichmässige Wärmeverteilung in den Räumen ohne spürbare Konvektion in der Heizsaison (November bis März/April), ohne kalte, schimmelgefährdete Ecken und mit einem unvergleichlich angenehmen, natürlichen Raumklima!
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2019
Nutzfläche: 400 m2
Besonderheiten: Denkmalgeschütztes Gebäude, Energetische Sanierung unter ENEV Anforderungswert, KfW-Effizienzhaus Denkmal